Um 7:50 klingelt der Wecker. Shit schon wieder zu lange wach geblieben gestern. Inzwischen haben wir schon Oktober und morgens beim Aufstehen ist es ganz schön kalt im Haus. Zum Glück bleibt garnicht viel Zeit zum Frieren bei dem was wir diese Woche vorhaben: Aktionsklettertraining, kurz AKT.
Um 9:00 sind wir vor der Haustür verabredet um gemeinsam in den Wald hinter der Held*innenburg zu gehen. Es ist unglaublich neblig und die Burg ist aus dem Tal nur zu erahnen. Beim Losgehen vergrabe ich meine Hände tief in den Jackentaschen so kalt ist mir. Nach der zwanzig minütigen Wanderung zur Kletterstelle ist mir allerdings so warm, dass ich die ersten Schichten schon wieder ausziehe. Egal.
Erster Programmpunkt heute: Retten Wiederholung. Danach geht es an die Traversen-Theorie bevor wir uns auch schon wieder auf den Rückweg zur K20 machen um Mittag zu essen. Auf dem Rückweg geht mir durch den Kopf wie anders diese Woche doch im Vergleich zu den vorherigen Wochen in der K20 ist. Vieles was sonst zu unserem FFJ-Alltag gehört fällt diese Woche aus oder muss von anderen Menschen getragen werden. Keine 9:15 Uhr Morgenrunde, keine Molli-Schichten, kein Volleyball spielen, keine gemeinsamen Kaufland-Abholungen samt genüsslicher Snackung auf der Straße. Stattdessen heißt es diese Woche: Klettern, Klettern, Klettern und natürlich Knoten üben nicht vergessen.
Nach der Mittagspause geht es dann für uns auch schon wieder in den Wald und nach einem theoretischem Input verteilen wir uns auf die verschiedenen Stationen, für mich heißt es jetzt Seile einwerfen. Es folgen zwei Stunden voller Kopfzerbrechen und Seil hin und her ruckeln, aber auch voller Freude über die geteilte Motivation das Seil durch die aller höchste Astgabel zu werfen und Jubelschreien darüber (scheinbar) die richtige Stelle im Baum getroffen zu haben. Inzwischen stehen wir auch unter einem strahlend blauen Himmel und auf dem Weg zurück in die K20 scheint mir die untergehende Sonne ins Gesicht.
Zwei Stunden später: Ich finde meine Knotenschnur nicht mehr dabei sind wir schon in zwei Minuten zum abendlichen Knoten-wiederholen verabredet. Es ist wie mit so vielen Dingen in der K20, einmal irgendwo liegengelassen schon wegkommunalisiert. Egal. Ich leihe mir ein Band von Jonnes aus und los gehts. Doppelter Spierenstich, dreifacher Ankerstich, doppelte Acht gesteckt und jetzt das ganze ohne Hinzugucken. Nach einer Stunde habe ich mehr als nur einen Knoten im Kopf.
Zusammen mit anderen mache ich es mir in der Koje gemütlich. Jetzt bloß nicht wieder verquatschen sonst wird das morgen wieder so schwer mit dem Aufstehen, aber habt ihr euch nicht auch schon immer gefragt wie das mit der Tauschlogigfreiheit in einem kapitalistischem System funktionieren kann? Und wie stehts eigentlich um den Pool im Garten…achso lieben sich eure Eltern eigentlich noch?
Delfin, 8.Oktober 2021